Erste große Europareise: England 20.04. - 29.04.2000

 

Am Donnerstag, 20. April 2000

war es soweit: Die Englandreise begann. Doch vorher war noch etwas Arbeit angesagt. Die Taschen mussten noch verstaut werden, Ehemänner und Ehefrauen samt Kinder waren noch zu verabschieden und die eine oder andere Mammi wollte noch abschied nehmen. Auch Karatekas, die nicht teilnehmen konnten sagten noch auf Wiedersehen.Punkt 20.00 Uhr hieß es "Leinen los und ab nach England" und Arnold "Noldi" Kessler trat aufs Gas und wir waren unterwegs. Von Müllheim ging's über die Grenze nach Frankreich auf die Autobahn und ab Richtung Channel.

Um eine bessere Nachtruhe zu erreichen wurde noch das eine oder andere Betthupferl eingenommen. Das hatte allerdings wiederum eine kleine Pause unterwegs zur Folge; das durchaus vorhandene WC war zum Getränkedepot umfunktioniert worden. Einige solcher Pausen später ereichten wir dann am Morgen pünktlich nach Plan - mehr oder weniger ausgeschlafen.

Karfreitag, 21. April; Tag 1

Mit der Fähre ging's bei sehr ruhiger See nach Dover. An Bord wurde erst mal gefrühstückt. Während die einen noch von der Busfahrt müde drinnen saßen, genossen andere die Aussicht und die Frische Luft. Nach ca. 1 ½ Stunden erblickte man dann die berühmten "White Cliffs of Dover" - die "Insel" war in sicht. Es folgte die Passkontrolle, die aber trotz internationaler Zusammensetzung ohne Probleme verlief. Erschreckend war nur die hohe Anzahl der Geisterfahrer in diesem Land. Unsere Busfahrer Noldi und Francis passten sich jedoch schnell den örtlichen Gegebenheiten an und so erreichten wir schließlich London um ca. 9.00 Uhr.

Hier wurden wir bereits von zwei Freunden aus England empfangen, die uns Orientierungshilfe gaben. Bis zum späten Nachmittag stand dann Stadtbesichtigung auf dem Plan, unterbrochen durch die gute Englische Küche (McDonalds, Burger King, Pizza Hut). In mehr oder weniger großen Gruppen wurden die Sehenswürdigkeiten wie die Towerbridge, Big Ben, das Millennium - Riesenrad, Piccadilly-Circus, Trafalgar-Square und viele mehr.

Anschließend quartierten wir uns in einer Jugendherberge ein. Die meisten waren ziemlich fertig und nachdem erst einmal der mitgebrachte Wasserkocher von Alexandra Cerar seine Funktionstüchtigkeit unter beweis gestellt hatte, versammelte sich bald alles in ihrem Zimmer. Zusammen wurde mit mitgebrachtem Brot und Büchsenwurst zu Abend gegessen. Gemütlich wurde zusammengesessen und noch einige gesellige Kartenspiele gespielt. Einige unermüdliche erforschten noch die örtlichen Gastwirtschaften. Die wirtschaften wirklich nicht schlecht, die Preise waren beim aktuellen Wechselkurs so gesalzen wie die Englische Butter beim Frühstück am Morgen danach.

Samstag, 22. April; Tag 2

Dem ersten Schock über die Englischen Frühstücksgewohnheiten folgte jedoch bald Erleichterung, als neben Linseneintopf, Rührei, Bratwürsten, gebratenem Speck und ähnlichen Leckereien auch Brötchen, Butter und Marmelade ausfindig gemacht wurde.

Frisch gestärkt wurden dann bei der zweiten Sightseeingtour durch London noch angeschaut, was man nicht schon gesehen hatte.

Am Frühen Nachmittag wurden Segel gesetzt gen Leicester (Sprich: Lester). Nach Begutachtung des örtlichen Dojos von Dave Wilkins wurde dieses auf seine Funktionstüchtigkeit mittels eines ausgiebigen Trainings durch unsere Sensei's Pascal Petrella und Dave Wilkins geprüft.

Den Abend begannen wir mit einem Essen beim Inder, bei dem schnell die ersten Kontakte mit den Engländern geknüpft wurden. Nach dem Essen besuchten wir noch einen Pup, wobei eine kleine Gruppe einen Abstecher vor die Discos von Leicester (rein kamen sie wegen der etwas merkwürdigen Kleiderordnung nicht).

Als man nach dem Pub - Besuch wieder Daves Dojo aufsuchte traf man auch wieder auf die Discofraktion, die sich bereits zum Nachtlager bereitmachte.

Ostersonntag, 23. April; Tag 3

Frisch und Munter (ohne Dusche? na ja) begann der nächste Morgen. Es folgte ein Training über 3 Stunden das einem vorkam wie eine Halbe. Opfer waren Jochen keine zu beklagen, zu lernen gab es viel.

Abends wurde dann von der öffentlichen Dusche in Leicester gebrauch gemacht. Von dort ging's direkt zum Haus von Dave, der uns zu einer Begrüßungsparty eingeladen hatte. 

Auch wir trugen zum gelingen mit traditionellen Markgräfler Getränken (Kirschwasser) und Deutschem Bier bei. So wurde mit einem Markgräfler Getränk der Englische Begrüßungsumtrunk eingenommen.

Einige Begrüßungen später demonstrierten dann Markus Heitz und Peter Cerar einige Samurai-Schwerttechniken, mangels Schwerter wurden auf ebenso gefährliche Softballschläger zurückgegriffen.

Wieder etwas später erhielten wir tiefe Einblicke in Englische Erziehungsmethoden, die jedoch einigen von uns seelisch etwas zusetzten. Eine zufällig vorbeikommende Ambulanz wurde spontan zum verweilen eingeladen und überzeugte sich einerseits von der Qualität unseres traditionellen Getränks, sowie andererseits von deren Wirkung - man war begeistert!

Ostermontag, 24. April; Tag 4

Diejenigen, die den Abend überstanden hatten (also alle Müllheimer und ein paar Engländer) trafen sich dann tags darauf zum zweiten Training.

Mittags gab's dann noch die Möglichkeit zum Shopping zu gehen. Von einem Feiertag hat man hier nicht viel gemerkt, am Morgen waren nahe beim Dojo sogar Gerüstarbeiter dabei ein Gerüst abzubauen. Die Geschäfte waren fast aller geöffnet.

Nach dem Training wurden noch in den verschiedenen Quartieren die Habseligkeiten abgeholt und sich noch herzlich verabschiedet.

Nächste Stationen waren Brigg und Lincoln. In Brigg gab Ken Button am Abend Training und Übte mit uns Bunkai zu den Eröffnungstechniken der 5 Heian-Kata ein (endlich ne Dusche beim Trainingsort!). In dem Sportcenter, in dem wir trainierten saßen wir noch eine weil zusammen und diskutierten über Karate und vieles mehr. Danach fuhren wir weiter nach Lincoln, wo uns Paul Baron, der schon in Lincoln mit uns trainierte zum übernachten eingeladen hatte. Dabei kam dann richtiges Gruppen - Feeling auf.

Dienstag, 25. April; Tag 5

Auf vielfachen Wunsch einzelner Personen wurde das aufstehen eine Stunde vorgezogen und noch ein Abstechen zum Meer gemacht. Hier zeigte sich echtes Englisches Wetter, es regnete und war auch sonst nicht grad schön.

Nach einer weiteren Fahrt ereichten wir York. Vom dortigen Trainer Mike Coburn wurden wir durch die Stadt geführt. Nach einer Besichtigung der Stadt war eine Führung durch die Kathedrale von York an der Reihe. Verständigungsprobleme gab's hier keine, die Führerin stammte gebürtig aus Göppingen - eine Schwäbin im Kingdom!

Im Anschluss besuchten wir gemeinsam ein Vikingermuseum, denn Vikinger hatten diese Stadt einst gegründet. Die Führung war sogar in Deutsch, die Technik macht's möglich. Abends absolvierten wir bei ihm noch ein sehr anspruchsvolles Training, bei dem Mario Samarco vorab noch seine Qualität als "Speedy Gonzales am Besen" (siehe Bild oben) unter Beweis stellte (oder war's ne neue Kata?).

Bevor es dann zurück in die Jugendherberge ging wurden wir noch von unseren Yorker Freunden zum Abendessen eingeladen.

Mittwoch, 26. April; Tag 6

Am nächsten Morgen ging's früh weiter. Von York fuhren wir bis Warwick durch. Ein Wahrzeichen Warwicks ist die örtliche Burg. Die Burg ist heute noch bewohnt und in erstklassigem Zustand. Den ganzen Tag über finden überall Vorführungen statt. Schon am Eingang trugen zwei Kombattanten einen Säbelkampf aus. Als wir dann um die Burg lief ritt uns ein Ritter in voller Turnierausstattung entgeben. Im Burghof fand etwas später eine Raubvogelschau statt. Kurz darauf folgte ein Ritterkampf auf der Wiese vor dem Burghof. Mit Schwert, Kriegshammer und Hellebarde wurde Gekämpft bis der Ritter aus Warwick gegen den Herausforderer gewonnen hatte.

Viele Räumlichkeiten sind begebar. und zeigen anschaulich das Leben im Mittelalter. In einer Ausstellung von Waffen vom Mittelalter bis zum Musketenzeitalter konnte auch probiert werden wie viel Kraft ein Bogenschütze braucht, wie schwer Schwerter und wie bequem ein Helm der spanischen Conquistadores ist. Leider war die Zeit fast zu knapp um alles anzusehen.

Nach kurzer Fahrt kamen wir dann in Wolverhampton an. Dort begrüßte uns Derek Ridway zu einem Training das uns mit einer Kata Einblicke in die Stilrichtung Shito-Ryu erlaubte und damit weiter zur Horizonterweiterung beitrug. Zusammen mit Derek fuhren wir dann weiter zu unserem Abenddomizil, einem Ferienwohnheim auf dem Land. Dort wurde, während unsere Schwarz- und Braungurte von Derek noch eine Extratrainingseinheit erhielten, endlich mal gewohntes Essen zubereitet. Von uns. Hungrig fielen alle über die Spagetti und die Tomatensoße her. Gemütlich klang dann der Abend aus. Unterhaltung hatten wir durch Derek Ridway, der sich als wandelndes Witzesbuch erwies. Die Witze mussten allerdings teilweise doppelt erzählt werden - in Englisch und anschließend in Deutsch.

Donnerstag, 27. April; Tag 7

Am nächsten Vormittag brachte uns Derek eine weitere Shito-Ryu-Kata mit den entsprechenden Anwendungen bei. Eine Einladung bei Jasmin Petrellal's Tante Susan und Onkel Philip sicherte uns das Abendessen. Nach der Begrüßung im Englischen Garten gab es ein super Büfett. Christine sorgte durch Gesang und Klaviermusik für eine schöne Umrahmung. Onkel Philip referierte derweil mit Interessierten über Whiskey und veranstaltete eine Whiskeyprobe. Der Abschied fiel bei soviel Herzlichkeit schwer. Noch einmal übernachteten wir in unserem letzten Nachtquartier. 

Freitag, 28. April; Tag 8

Früh morgens war wieder Abfahrt nach Dover, die Fähre wartete schon. Pünktlich auf die Minute erreichten wir Dover und die Fähre. Bei leicht stürmischem Wetter fuhren wir dem Kontinent entgegen. Während die einen Karten spielten, nutzten die anderen die Überfahrt für ein kleines Nickerchen. Von Calais aus war der Brüssler Flughafen unser nächstes Ziel. Dort holten wir Dave Wilkins ab, der zusammen mit uns zum Lehrgang von Shihan Taji Kase in Hasselt fuhr. Im Dojo von Dirk Heene, einem Langjährigen Freund von Mario Samarco konnten wir übernachten. Doch vorher besuchten wir noch ein Chinesisches Restaurant. Die Bestellung war etwas schwierig, Flämisch konnte außer Mario und Ellen Samarco niemand. So konnten diese erst als letztes bestellen, da sie alle anderen in die Speisekarte einweisen mussten. Um Mitternacht konnten wir dann Mario noch zum Geburtstag gratulieren. Nach unserer Rückkehr zum Dojo wurde natürlich noch etwas weitergefeiert.

Samstag, 29. April; Tag 9

Der Morgen Stand dann ganz im Zeichen des Belgien-Lehrgangs. Während die Oberstufe bei Sensei Kase Trainierte, erhielt die Unterstufe Training bei Marc Stevens und anderen. Einen weiteren Grund zum Feiern ergab sich zwischen den Trainingseinheiten. Pascal Petrella unterzog sich der Prüfung von Shihan Taji Kase und erwarb sich den 5. Dan! Das letzte Training dieser Fahrt war geschafft, die letzte Busetappe in sicht. Ein letztes gemeinsames essen wurde dann in Hasselt beim örtlichen Griechen eingenommen. Den fanden wir aber erst nach einem abenteuerlichen Fußmarsch, bei dem wir auch eine Kneipe durchqueren mussten. Dann fuhr der Bus ab nach hause. Frühmorgens ereichten alle unbeschadet Müllheim. 

Ein Erlebnis das niemand vergessen wird - und auch nicht sollte!!


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