Konfuzianismus

Der nach dem großen Philosophen Kung Fu Tse (lat. Konfuzius, 6. Jh. v.Chr.) benannte Konfuzianismus ist eine differenziert entwickelte Moral- und Staatslehre, die vor allem durch eine ausgeprägte Pflichtethik hervorsticht. Pflichten und Etikette innerhalb der Familie, in der Öffentlichkeit und am kaiserlichen Hof beherrschten das öffentliche und auch das private China über 2000 Jahre lang bis zur Zeit Mao Tse Tungs. Die japanische Samuraiethik hat hiervon weite Teile übernommen. Die geforderte und auch praktizierte absolute Treue des Samurai gegenüber seinem Lehnsherren geht auf konfuzianische Ursprünge zurück.

In den Kampfkünsten lebt dies fort in der überaus starken Verehrung des jeweiligen Meisters, dem gegenüber sich kein Schüler eine Kritik herausnehmen darf. Hier fließt allerdings auch die generelle Verehrung eines Meisters im Orient (Guru, Sifu, Sensei) mit ein, die kulturell durch die starke persönliche Vorbildfunktion des Meisters, z.B. bei meditativen oder spirituellen Unterweisungen, begründet ist. Speziell im Karate lassen sich die ausgeprägte Hierarchie von Meister, Meisterschüler und übrigen Schülern (Sensei-Sempei-Kohei-System) und die gesamte Etikette (Verbeugung, Achten des Gegners) auf die Lehren des Konfuzius zurückführen. Bis hinein in bestimmte ritualisierte Verhaltensweisen zu Beginn und am Ende einer Übung mit dem Partner sind konfuzianische Einflüsse wirksam. In der Didaktik und Methodik der Karategrundschule mit ihren genauestens festgelegten, ja sogar schon ritualisierten Formen (auch wenn ein Bezug zur realistischen Anwendung nicht immer erkennbar ist) lassen sich solche Einflüsse ebenfalls verfolgen.

Wie auch der Konfuzianismus selbst, haben die genau festgelegten Techniken und Methoden den Vorteil einer hervorragenden Lehr-, Lern- und Tradierbarkeit, gerade in großen Gruppen. Sie bergen aber die Gefahr einer gewissen Erstarrung und Entfremdung von realen Kampfsituationen in sich und sollten daher durch lebendige "taoistische" Spontaneität ergänzt werden.